Projekt in Pakistan, Flüchtlingscamp

Afghan-Schule

Unser Hilfsprojekt in Pakistan / in der Nähe von Karachi - im Flüchtlingscamp Gadat

    Ein großes Projekt ist die Afghan-Schule in dem Flüchtlingslager Gadat in der Nähe von Karachi/Pakistan, die Dr.-Hanne-Glodny-Peace-Schule, vormals die Dr.-Hanne-Glodny-Schule.


    Mit der Bezahlung von Lehrergehältern und Schulmaterial wird Kindern ein Schulbesuch ermöglicht. Es ist dies die einzige Schule im Flüchtlingscamp, die den afghanischen Flüchtlingskindern eine schulische Bildung ermöglicht und ihnen einen anerkannten Schulabschluss gewährt.

Projektverantwortliche:

Helga Koeppe (Deutschland)

Venu Gopal (Pakistan)

Stand Januar 2024

Dr.-Hanne-Glodny-Peace-Schule, Foto 2022

die neue
Dr.-Hanne-Glodny-Pea
ce-Schule (2022)

Dr.-Hanne-Glodny-Schule bis 2021, Foto 2012

die ehemalige
Dr.-Hanne-Glodny-Schu
le, Foto 2012

Gegründet wurde die Afghan-Schule von der Ärztin Dr. Hanne Glodny. Nachdem sie altershalber ihre Praxis in Paderborn aufgegeben hatte, arbeitete sie im Komitee „Ärzte für die 3. Welt“. Die Begegnung mit der Ordensfrau und Ärztin Dr. Ruth Pfau führte zum Entschluss, sich deren Arbeit in Pakistan anzuschließen. Ab 1992 reiste sie jedes Jahr zweimal nach Karachi, um dort jeweils 3 Monate Frau Dr. Ruth Pfau ehrenamtlich als Ärztin zu unterstützen.

Helfer unterstützen die ärztliche Versorgung durch Impfungen

Neben ihrem ärztlichen Einsatz war ihr größter Verdienst der Aufbau einer Schule im afghanischen Flüchtlingslager Gadat in der Halbwüste östlich von Karachi. Dort hielt sie regelmäßig Sprechstunden und besuchte auch Kranke in ihren Lehmhäusern. Sie hatte sich dadurch ein gutes Vertrauensverhältnis zu den „Campleadern“ aufgebaut.

Uns berichtete sie 2005 in einem Brief von der Gründung der Schule:

Viele Kinder spielten im Camp. Ich fragte die alten Herren, die „Campleader“, ob die Kinder etwas lernten. „Ja, the Holy Quran und die Sunna in Arabic in der Madresa.“ Ich fragte weiter, ob sie nicht lesen, schreiben und rechnen lernen möchten. Die Herren meinten: „Vielleicht 40 Jungen.“ Wir mieteten ein kleines Lehmhaus mit 2 Räumen und einem Hof, fanden einen alten, gut ausgebildeten Lehrer, der morgens die Kleinen und am Nachmittag die Großen unterrichtete. Die Schule war bald zu klein. Wir fanden ein größeres Haus mit 8 Räumen, Brunnen und Elektrizität. Wenige Monate später kamen die alten Campleader ganz verschämt und sagten: „Die Mädchen wollen auch lernen. Ob das möglich sei?“ Ich habe sie mit Freuden aufgenommen, fand auch drei gute Lehrerinnen für die 3 Mädchenklassen.






Dr. Ruth Pfau und auch das Deutsche Generalkonsulat in Karachi unterstützten Dr. Glodny bei ihren Bemühungen um den Aufbau einer Schule

 im afghanischen Flüchtlingslager Gadat.

Eingang zur Dr.-Hanne-Glodny-Schule im Jahr 2012

Erneuerung des Eingangs zur Schule im Jahr 2020

Im Laufe der Jahre wuchs die Zahl der Schüler und Lehrer weiter an. Im Jahre 2020 gingen 220 Buben und 80 Mädchen vormittags in die Schule, weitere 50 Schüler besuchten die Schule nachmittags. Auch Erwachsene im Alter von 17 bis 40 Jahre kamen am Abend zum Unterricht. Sie wurden von 12 Lehrern und 4 Lehrerinnen unterrichtet. Die Schule konnte jedoch nur wenig räumlich erweitert werden, so dass die Klassenzimmer überfüllt waren.

Immer wieder erfuhren wir, dass ehemalige Schüler nach Abschluss der Schule Erfolg hatten. Zwei der Absolventen der Dr.-Hanne-Glodny-Schule unterrichteten selbst an der Schule, nachdem sie mit Hilfe von UNHCR eine Zusatzausbildung erhalten hatten. Ein Schüler, der 2016 die Prüfungen für die 12. Klasse bestanden hatte, bekam kurz danach einen Job beim afghanischen Konsulat in Karachi und arbeitete im Visa-Bereich. Er bekam ein Stipendium und studierte in Italien. Und nicht wenige Absolventen erhielten gute Positionen außerhalb des Lagers in Industrie und Verwaltung.

Finanziert wurde die Schule von Beginn an durch Spenden, die Frau Dr. Glodny bei jedem Aufenthalt in Deutschland einwarb. Sie hielt bis zu ihren Tod 2015 unermüdlich Vorträge, besuchte Kirchengemeinden, Schulen und Vereine um anschaulich über „ihre“ Schule zu berichten. Von Beginn an verwaltete die Stiftung Christophorus-Hilfswerk die Spenden.


Das große Engagement

von Dr. Hanne Glodny

wurde durch die päpstliche

Verleihung des hl. Silvester-Ordens

und durch die Überreichung der

Bundesverdienstkreuze am Band

und 1. Klasse gewürdigt.

Foto vom Mai 2014






Dr. Hanne Glodny starb

am 25. März 2015

im Alter von 90 Jahren.

Die Dr.-Hanne-Glodny-Schule unter neuer Leitung

 

Die politischen Umwälzungen in Afghanistan im Sommer 2021 hatten die Weiterführung der Dr.-Hanne-Glodny-Schule gefährdet. Nachdem die Taliban die Regierung übernommen hatten, gab es keinen Kontakt mehr zum afghanischen Bildungsministerium. Es gab keine Lehrunterlagen mehr, und Zeugnisse konnten auch nicht mehr ausgestellt werden. Die Schule musste, um weiterzubestehen, in Pakistan angemeldet werden, und der pakistanische Lehrplan musste eingeführt werden. Dazu benötigten wir Hilfe vor Ort.

Wir bekamen diese Hilfe von der pakistanischen gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation FACES mit Sitz in Lahore. Neben weiteren zahlreichen Aktivitäten betreibt FACES mit Unterstützung der Caritas-Hilfsorganisation der Diözese St. Pölten, Österreich, auch sehr erfolgreich Schulen für afghanische Flüchtlingskinder. FACES führt nun seit 01.01.2022 die Schule weiter. In einem leerstehenden Gebäude am Rand des Flüchtlingslagers wurden Klassenzimmer, Sanitärräume und eine Vorhalle eingebaut und ein großes Schild

DR. HANNE GLODNY PEACE SCHOOL

angebracht. Ein Ziel von FACES ist unter anderem, Frieden zwischen den Religionen und Völkern in Pakistan zu fördern und zu erhalten.

Dr-Hanne-Glodny-Peace-Schule 2022

Dr. Hanne Glodny hätte das Schild gefallen!

Zu Beginn des Schul-Halbjahres im März konnte der Unterricht nach pakistanischem Lehrplan beginnen. Die Schüler der alten Schule wurden eingeladen und auch einige Lehrer. Jeder Schüler wurde einzeln vom Leiter der Schule und einem Lehrer oder einer Lehrerin empfangen und erhielt so etwas wie einen Schulrucksack mit Schulbüchern und Schreibstiften. In der Vorhalle gab es dann eine offizielle Begrüßung, und die Lehrer begleiteten die Kinder anschließend in die Klassenzimmer. Die Begeisterung über die schönen neuen Schulmöbel und die Bücher war groß. Den Ausbau des Gebäudes hat Caritas St. Pölten mitfinanziert, denn die Caritas hat den Plan, in einem oberen Geschoß eine Berufsschule einzurichten.

Es war Dr. Glodnys großes Ziel, den Flüchtlingskindern durch Schulbildung eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Kinder, die jetzt nach dem pakistanischen Lehrplan unterrichtet werden und pakistanische Zeugnisse bekommen, haben eine große Chance für ihre Integration in Pakistan. Zurück nach Afghanistan zu den Taliban will niemand.


Damit die Schule auch über ihren Tod hinaus weitergeführt werden kann, hat Dr. Glodny die Schule in ihrem Testament bedacht. Die Stiftung Christophorus-Hilfswerk will das Lebenswerk von Dr. Glodny mit Hilfe des Erbes und weiterer notwendiger Spenden solange als möglich weiterführen, denn eine andere Schule als die Dr.-Hanne-Glodny-Peace-Schule, die die Kinder aufnehmen könnte, gibt es im Flüchtlingslager nicht.

- Unabhängigkeitstag Pakistan am 14. August -

2023 feiert die Dr.-Hanne-Glodny-Peace-School diesen Tag


Dr. Hanne-Glodny-Peace Schule fördert Integration


Am 15. August 2023 erhielten wir folgende Nachricht aus Pakistan:


„Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass unsere Schülerinnen und Schüler an der geschätzten Dr. Hanne-Glodny-Peace-School den Unabhängigkeitstag Pakistans, den 14. August, am Montag gefeiert haben“.


Die Stiftung freute sich darüber, denn dies war das erste Mal, dass in der Schule der Unabhängigkeitstag Pakistans erklärt und auch mit einer Reihe von Aktivitäten und Veranstaltungen begangen wurde.


Wenn afghanische Schülerinnen und Schüler Pakistan als neue Heimat besser kennenlernen, gibt das ihnen auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.


Wie wichtig eine Integration ist, haben die politischen Entwicklungen im Herbst 2023 gezeigt.

Anfang Oktober hat die pakistanische Regierung entschieden, Flüchtlinge ohne Aufenthaltsstatus abzuschieben. Je besser die Ausbildung ist, umso leichter ist eine Arbeitsstelle in Pakistan zu finden. Und Umso sicherer sind die afghanischen Flüchtlinge vor der Abschiebung zu den Taliban. 

Helga Koeppe, Januar 2024

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